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Spielzeugfreie Zeit in Kindertageseinrichtungen

Spielzeugfreie Zeit in Kindertageseinrichtungen
Ein Angebot für Münchner Tageseinrichtungen

Heute ist die Lebenswelt von Kindern mehr denn je geprägt von einer Fülle an (neuen) Medien und Spielzeug. Einerseits kann Spielzeug Impulse geben, auf der anderen Seite kann die Fülle aber auch den Freiraum für eigene Fantasie und Kreativität einschränken.

Genau hier setzt das Projekt an: Es schafft fernab von Materialismus den Kindern einen Frei- und Spielraum, für ihr eigenes Potential, ihre eigenen Ideen und damit auch für Selbstbestätigung und Selbstbewusstsein. Zentrales Anliegen ist es, die Fähigkeiten und Ressourcen der Kinder zu nutzen, sowie Schlüsselkompetenzen zu stärken und zu fördern.

Das Projekt ist mit seinem Ansatz nicht gegen Spielzeug. Es gibt viel sinnvolles Spielzeug,
welches Kinder in ihrer Entwicklung fördert. Vielmehr schafft das Projekt für einen begrenzten Zeitraum einen erweiterten Erfahrungsraum.

Kern des Projektes ist eine spielzeugfreie Zeit. Hier wird für einen begrenzten Zeitraum
von drei Monaten zusammen mit den Kindern das Spielzeug „in den Urlaub geschickt“. Möbel, Decken und Kissen können bleiben. Die Kinder haben die Möglichkeit, sich mit ihren eigenen Bedürfnissen, Gefühlen, Fähigkeiten, ihrem eigenen Rhythmus sowie Grenzen und Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Zudem erhalten die Kinder die Chance, sich mit ihrer Persönlichkeit auf Gruppenprozesse einzulassen, sich in verschiedenen Positionen der Gruppe zu erproben und sich in neuen Rollen auszuprobieren.

Mit dem Verschwinden des Spielzeugs entstehen Freiraum und veränderte Aufgaben für
die Erzieherinnen und Erzieher:
Spiel- und Themenangebote fallen weg und es bleibt Zeit die Kinder in ihrer Individualität und Persönlichkeit zu erleben, zu begleiten und zu unterstützen – fernab von animierenden Gegenständen.

Das Pädagogische Institut – Zentrum für Kommunales Bildungsmanagement, Fachbereich
Soziale Bildung/Gleichstellung/Prävention, bietet im Rahmen des Münchner Programms zur
Suchtprävention interessierten Einrichtungen Unterstützungsmöglichkeiten bei der Umsetzung an.

 

Ablauf

1. Vorbesprechung
Einrichtungsleitung und Team besprechen gemeinsam mit einer externen Fachkraft des PI-ZKB das Vorgehen sowie Eckdaten und offene Fragen (ca. 1,5h). Entsteht ein Konsens für das Projekt, stellt das PI-ZKB ein bedarfsgerechtes Stundenkontingent für die Begleitung durch die externe Fachkraft.

2. Vorbereitungsphase
2.1. Klausurtag: Im Rahmen eines Klausurtages (Dauer 6h) werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung durch die externe Fachkraft auf das Projekt vorbereitet und die Umsetzung geplant.
2.2. Erster Elternabend: Im vorbereitenden Elternabend (Dauer ca. 2h) werden die Eltern informiert, in der Diskussion können Sorgen und Fragen geklärt werden.

3. Durchführungsphase
3.1. Die Kinder werden informiert, gemeinsam mit den Kindern wird das Spielzeug ausgeräumt und die spielezugfreie Zeit beginnt. Die Kinder werden in dieser Zeit begleitend unterstützt. Auf Anfrage können die Kinder Materialien und Werkezeug erhalten, um eigene Ideen umzusetzen.
3.2. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung stehen im Austausch und reflektieren die veränderte Situation. Die externe Fachkraft steht begleitend und beratend zur Seite (bis zu 10h).
3.3. Ein Elternabend (Dauer ca. 2h) während dieser Zeit hat sich bewährt.

4. Abschlussphase
4.1. Gemeinsam mit den Kindern wird geprüft, welches Spielzeug wieder geholt und eingeräumt wird. Oftmals wollen die Kinder gar nicht mehr alles und lieber etwas Platz für „ihre Materialien“ lassen.
4.2. Ein Elternabend (Dauer ca. 2h) zum Abschluss des Projektes ermöglicht einen weiteren Austausch und Ausblick.
4.3. In einer Teamsitzung (Dauer ca. 1,5h) wird gemeinsam mit der externen Fachkraft das Projekt abgeschlossen und das weitere Vorgehen besprochen.

Organisatorisches

1. Anmeldung/Bewilligung/Finanzierung:
Anfragen an untenstehende Kontaktdaten. Die Bewilligung und Finanzierung der externen Begleitung durch eine Referentin bzw. einen Referenten erfolgt nach einem unverbindlichen Vorgespräch. Der Einrichtung entstehen dafür keine Kosten.

2. Zertifikat:
Am Ende der Projektlaufzeit kann für die Beteiligten eine Teilnahmebestätigung erstellt werden.

3. Qualifikation der Referentinnen und Referenten:
Einschlägige berufliche Erfahrung im Bereich Kindertagesstätte und diverse Zusatzqualifikation, sowie Qualifikation zum Thema „Spielzeugfreier Kindergarten“.

Ergebnisse 2017/2018
Im Kindergartenjahr 2017/2018 wurde das Projekt in 6 Einrichtungen mit 13 Gruppen und insgesamt 282 Kindern unter fachlicher Begleitung umgesetzt. Nach einem Vorgespräch und Klausurtag startete die spielzeugfreie Zeit zwischen März und Mai für 3 Monate in den jeweiligen Einrichtungen.
Zur Evaluation und Qualitätssicherung wurde ein jeweils eigener Fragebogen für die Leitungen, die Mitarbeiter_innen und die Eltern entwickelt. Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse basieren auf der Auswertung.
Der Fokus lag auf Einschätzungen zur Lebenskompetenzförderung durch das Projekt. Hierbei zeigte sich z.B. dass 32% der befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Förderung der Kommunikativen Fähigkeiten bei allen Kindern feststellen konnten, weitere 61% konnten dies bei den meisten Kindern feststellen. Knapp ein Drittel nahm im Bereich Gruppenzugehörigkeit/Integration bei allen Kindern eine Förderung wahr, etwa die Hälfte konnte dies bei den meisten Kindern erkennen.
So ergaben wörtliche Rückmeldungen der Erzieherinnen und Erzieher zu dem Projekt:
„Es gab selten Kinder die für sich alleine spielten“
„Es ergaben sich intensive Gespräche mit den Kindern“
“ Manche Kinder haben mehr Interesse an uns Erzieher und am Leben von den anderen Kindern gezeigt“
„Kinder haben mehr nachgedacht, gefragt, sich wieder mehr für Dinge um sie herum interessiert“
Bei der Frage nach der Weiterempfehlung des Projektes sprachen sich alle Leitungen sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dafür aus.
Auch die Eltern zeigten sich mit dem Projekt zufrieden, so gaben 26% an, dass es zu einer sehr starken Förderung der Kreativität gekommen ist, weitere 51 % bestätigten dies mit dem Kriterium etwas. Dreiviertel der Eltern benannten, dass sie im Bereich eigene Lösungen entwickeln eine Förderung durch das Projekt wahrnehmen konnten.
So ergaben wörtliche Rückmeldungen der Eltern zu dem Projekt:
„Hat Spielsachen zu Hause viel bewusster und gezielter genutzt“
„ Liebevoller Umgang mit kleinen Tieren z.B. Marienkäfer, was vorm Projekt uninteressant war“
„Deutlicher sprechen und längere Sätze bilden, die Sinn machen“
„Mehrere neue Freunde, mehr Freude in der Früh wegen dem Kindergarten“

Informationsblatt zum Ausdrucken

Gerne können Sie bei Fragen und Interesse an dem Angebot unverbindlich Kontakt aufnehmen:

Kurt Daschner
RBS – PI – ZKB
Soziale Bildung/Gleichstellung/Prävention
Ledererstr. 19, 1. Stock
80331 München
Tel. 089 233-32145
E-Mail: kurt.daschner@muenchen.de

Tanja Gollrad
Koordinatorin
der Fortbildungskooperative des Münchner Programms zur Suchtprävention
für das Referat für Bildung und Sport der LH München, Pädagogisches Institut – ZKB
E-Mail: tanja.gollrad@gmx.net