Nachdem wir die amerikanischen Austauschpartner*innen im Juni an unserer Schule begrüßen durften, haben wir im August 2024 unseren Gegenbesuch gestartet und verschiedene Schulen und Schultypen kennen gelernt und die Stadt Cincinnati, deren deutsche Wurzeln in Ortsbezeichnungen wie „over the Rhine“ für das Vergnügungsviertel und mit über 50 Bierbrauereien immer noch lebendig sind. (…)
Mit der Winton Woods High School wartete ein riesiger Schulkomplex, in dem mehr als 2000 Schüler*innen projektbasiert lernen, das heißt nach einer kurzen Einführung gibt es praktische Aufgaben wie etwa jahresbegleitend Glasbläserei in einer nahe gelegenen Manufaktur. Unser Austauschpartner Josh beeindruckte durch die persönliche Begrüßung der Schüler*innen am Morgen und musikalische Mathematiktänze. Das Chromebook gehört hier übrigens zur Ausstattung dazu.
Die Scarlet Oaks School repräsentiert eine enge Verknüpfung von theoretischem und praktischem Lernen. Berufliche und schulische Bildung führen zu einem High-School- und beruflichen Abschluss, so wurden wir von der Kochklasse fantastisch und professionell bewirtet, die ein leckeres Früchtefrühstück und vielfältigen Lunch frisch herstellte, angeleitet von einem erfahrenen Koch. Auch angehende Erzieher*innen werden parallel zur schulischen Ausbildung von der Austauschpartnerin Sadie Welsh angeleitet, verbunden mit praktischen Übungen in angeschlossenen Kindergärten.
Am Abend erlebten wir ein Baseballgame der Reds, das typisch für die amerikanische Lebensart ist. Gewaltige Massen an Zuschauer*innen werden von Massen an unterstützenden Hilfskräften in ein riesiges Stadion geleitet, in dem neben dem Spiel viele Essens- und Unterhaltungsangebote warten. Dort kann man neben dem obligatorischen Hot dog auch das stadttypische Skyline Chili essen, ein Gericht mit Bohnenhackfleisch gewürzt mit Zimt, viel geriebenem Cheddar-Käse und als Grundlage entweder einen Hotdog oder Sahnemaccaroni.
Durch eine Montessori Schule führte eine Elternbeirätin, die über den Anschluss der Montessori Pädagogik an das amerikanische Schulsystem promoviert. Die praktischen Projekte wie Schulgarten oder eigene Gestaltung eines Innenhofes erinnerten uns an unsere eigenen Schulen. Die Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen wird dort innerhalb der Schule in eigenen Abteilungen durchgeführt.
Das Footballgame Freitagabends an der Winton High School zeigte, welch hohen Stellenwert Sport im amerikanischen Bildungssystem hat, wovon die überwältigende Zahl an Zuschauer*innen, die riesige Blaskappelle, Fahnenschwenker*innen und die Cheerleader zeugen.
Nach einem schillernden Feuerwerk beim Riverfest, das mit einer Lasershow ergänzt wurde, genossen wir den freien Montag am Laborday, der ist nämlich anders als in Deutschland am 1. Montag im September.
Der Besuch der Grundschule Amity Elementary School zeigte eine historisch aus einer Einklasszimmerschule gewachsene Bildungseinrichtung mit wunderschöner Bibliothek, Entspannungsraum und kreativen Angeboten, die mittels einer originalen Glocke bis heute an ihre Wurzeln erinnert. Geleitet wurden wir von der engagierten Direktorin, die uns mit vielen lokalen Leckereien bewirtete wie dem Gleaser Ice, das -so die allgemeine Übereinkunft- auch zum Frühstück unbedingt zu empfehlen ist.
Die Reading High School hat einen neu gebauten Schulkomplex, der eine riesige Aula anschließend an den Eingang hat wie das Heinrich-Heine- Gymnasium, die allerdings auch als täglicher Essensraum genutzt wird, relativ schmale Gänge und teilweise fensterlose Klassenräume. Sport wird in gewaltigen Sporthallen, die unmittelbar von der Aula abbiegen, großgeschrieben.
Im neu renovierten Theater Cincinnatis auf einem Hügel über der Stadt begeistert die behutsam modernisierte Version von „Bei Anruf Mord“ in einer Inszenierung mit „Twist“.
Besondere Erlebnisse bot die Art School. Dort werden für geringes Schulgeld neben der regulären schulischen Bildung Künstler*innen ausgebildet und verwandte Berufe wie Bühnenbildner*innen. Besonders beeindruckte uns dort die Deutschlehrerin Christina, die mit großem Elan und viel Begeisterung die deutsche Sprache vermittelte, denn „eine neue Sprache ist wie eine neue Welt“. Dazu passte der Besuch der deutschen Grundschule, in der schon die Kleinen in die deutsche Sprache und Lebensart eingeführt werden.(…)
Abgerundet wurden unsere Eindrücke beim Farewell Dinner bei der Austauschpartnerin Katie West, bei der wir ins Marshmallow-Grillen eingeführt wurden.
Die vielen Eindrücke besonders im schulischen Bereich, aber auch Lebensstil haben nicht nur uns persönlich bereichert, sondern werden auch unser berufliches Engagement vielfältig inspirieren.
Die Symbole beider Partnerstädte (Bericht und Fotos von Annette Drews)