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Exzessive digitale Mediennutzung…

Bunte Collage mit Social-Media-Logos und Gesicht

ein Thema in der schulpsychologischen Beratung.

What´s App, Instagram, Fortnite – fast alle Heranwachsenden besitzen ein Smartphone, viele eine Spielekonsole und diese gehören zur selbstverständlichen Lebenswelt der Jugendlichen. Daher ist nicht verwunderlich, dass digitale Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen in der schulpsychologischen Beratung häufig Thema ist oder sich im Laufe der Beratung als wichtiges Thema herausstellt.

In vielen Familien gibt es unterschiedliche Vorstellungen über Nutzungszeiten oder der inhaltlichen Nutzung (z.B. aus Sicht der Eltern unsinnige Spiele) von digitalen Medien, was zu Konflikten in der Familie oder zu Sorgen der Erwachsenen führt. Eltern schwanken dabei nicht selten zwischen verbieten und gewähren lassen. Schulpsychologische Beratung kann dabei helfen, eine Haltung in der Erziehung zu finden, die ein altersangemessenes und kompetentes Medienverhalten bei Kindern und Jugendlichen unterstützt. Das Wichtigste ist hierbei mit den Heranwachsenden in Kontakt zu bleiben und sich durch die eigenen Reaktionen als Ansprechperson für belastende Situationen in der digitalen Welt für die eigenen Kinder zu bewähren. Konkret heißt das, sich unterstützend zu verhalten, wenn die Heranwachsenden in problematische Situationen im Netz geraten und sich dem Erwachsenen anvertrauen. Dies ist eine sehr herausfordernde Aufgabe, da Eltern gleichzeitig in der Verantwortung stehen, die Kinder über Rechte (z.B. Recht am eigenen Bild), Manipulation und soziale Beeinflussung (z.B. in Richtung Essstörung, Extremismus o.Ä.) und Gefährdungen für die kindliche Entwicklung (z.B. traumatisierende, gewalthaltige Bilder, Pornografie, (Cyber)Mobbing,…) altersabhängig aufzuklären. Für diesen Spagat gibt es keine einfachen Patentrezepte, es handelt sich um eine beständige Erziehungsaufgabe, die anstrengend ist und Respekt verdient. Gleichzeitig ist es wichtig, dass die Eltern ihr eigenes Internet-Nutzungs- und Medienverhalten und ihre Freizeitgestaltung reflektieren und als Modell dienen und den Heranwachsenden Alternativen in der Freizeitgestaltung ermöglichen. Eine Beratung kann helfen, in der Familie Verständnis füreinander zu entwickeln und Vereinbarungen, die von allen getragen werden, auszuhandeln.

Die hohe Attraktivität, der belohnende Charakter (z.B. durch „Likes“ in sozialen Netzwerken, das Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe oder Erfolge bei Spielen) und die (fast) ständige Verfügbarkeit des Internets können dazu beitragen, dass digitale Medien und Onlinespiele eine immer größere Wichtigkeit im Leben der Heranwachsenden einnehmen. Dies muss nicht, kann aber zu Lernschwierigkeiten, Unruhe und leichter Ablenkbarkeit oder Schlafstörungen führen und mit einem Leistungsabfall in der Schule oder dem Nichterreichen des Klassenziels verbunden sein. Dabei sind die Entwicklung und der Übergang von einem normalen über ein riskantes hin zu einem abhängigen Mediennutzungsverhalten, oft schleichend.  

Schulpsychologische Beratung kann Schülerinnen und Schülern helfen, sich der Auswirkungen des eigenen Verhaltens bewusst zu werden und ein riskantes Mediennutzungsverhalten zu verändern. Oft wird ein erstes Ziel der Beratung sein, bei dem Jugendlichen bzw. der Jugendlichen eine Motivation für eine Verhaltensänderung zu wecken. Dies kann gelingen, da Heranwachsende häufig ambivalent sind – sie möchten den hohen Nutzen der Aktivitäten (z.B. Erfolg, Spaß, Entspannung, Gefühl der Selbstwirksamkeit, Zughörigkeit, vermeintlich erwachsenenfreie Räume) nicht missen und verfolgen gleichzeitig Ziele, die mit der exzessiven Mediennutzung nicht vereinbar sind, wie z.B. in der Schule erfolgreich zu sein oder einen bestimmten Beruf zu erreichen. Die Gespräche werden in einer Grundhaltung von Wertschätzung und Empathie geführt. Vorhandene Stärken, Fähigkeiten und alternative Interessen werden herausgearbeitet und den Heranwachsenden eine Veränderung zugetraut. Falls die exzessive Mediennutzung dazu dient Selbstunsicherheit, Ängstlichkeit, Schüchternheit, Einsamkeit oder eine geringe Selbstwirksamkeitserwartung zu bewältigen, kann in der Beratung nach Wegen zur Stärkung der eigenen sozialen Kompetenzen, der Emotionsregulation oder der Lernstrategien im schulischen Bereich gesucht werden. Das Erlernen von Selbststeuerung kann trainiert werden: Durch Selbstbeobachtung und Ziele für die eigene Zeit im Internet oder mit Spielen sowie die Nutzungsinhalte (z.B. Onlinekäufe reduzieren). Besprochen werden kann auch, welche Unterstützung ggf. von außen benötigt wird (z.B. Handy abends abgeben, Begrenzung der Wlan Zeiten etc.).

Manchmal kommen Eltern auch in die Beratung mit dem Thema „Internetabhängigkeit“ oder „Spielstörung“ – hierfür gibt es festgelegte Kriterien. Die wesentlichen Merkmale einer Verhaltenssucht sind erfüllt, wenn der Medienkonsum außer Kontrolle gerät,  das Spielen oder die Nutzung der digitalen Medien Vorrang vor anderen Aktivitäten haben, und der Heranwachsende auch bei negativen Konsequenzen weitermacht. Gegebenenfalls ist eine Vermittlung an eine Fachärztin bzw. einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie bzw. an eine Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin bzw. -therapeuten oder die Einbeziehung der Jugendhilfe sinnvoll.

In München gibt es zudem weitere Anlaufstellen für die Thematik, die schulpsychologische Beratung kann hierzu Informationen geben und weitervermitteln.

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