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Achte Münchner Bildungskonferenz

Bildungskongress-2018 iStockphoto, ARTQU

5. Juli 2018

„Berufliche Bildung 2017“ – Herausforderungen und Perspektiven

2018 widmete sich die Bildungskonferenz dem Münchner Bildungsbericht „Berufliche Bildung 2017“. In Fachforen diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über neue Herausforderungen und Perspektiven der beruflichen Bildung in München.

In der alten Kongresshalle München trafen sich am 5. Juli 2018 von 8.30 bis 17.00 Uhr Fachexpertinnen und Fachexperten aus dem Bildungsbereich zur achten Münchner Bildungskonferenz. Impulsreferate etwa zu den Herausforderung durch den Strukturwandel, der Gewinnung von Fachkräften und der Heterogenität der Auszubildenden bildeten die Grundlage für angeregte Diskussionen in den Fachforen.

Vorträge und Reden

Dr. Angelika Traub und Wolfgang Krug, kommunales Bildungsmonitoring
Die Berufswelt befindet sich inmitten des wohl radikalsten Umbruchs seit der industriellen Revolution. Das wird auch an den 85 städtischen beruflichen Schulen Münchens spürbar: Strukturwandel, Digitalisierung, Fachkräftemangel und zunehmende Heterogenität der Auszubildenden stellen den kommunalen Schulträger vor immense Aufgaben. Diese können nur gemeinsam mit Wirtschaft und ausbildenden Betrieben, Politik und Bildungsakteure gemeistert werden.

Christine Strobl, Bürgermeisterin
Die berufliche Bildung ist ein wichtiges Standbein des Wirtschaftsstandortes München. Um sie zu fördern, nimmt die Stadt viel Geld in die Hand: Für den Bereich der beruflichen Bildung stehen im Stadthaushalt jährlich 179 Millionen Euro zur Verfügung. Doch seien gerade die teuren Mieten in München für Auszubildende häufig ein Problem. Hier setzt die Stadt mit dem Modellprojekt „Wohnen für Auszubildende“ an, das bezahlbaren Wohnraum für junge Menschen in Ausbildung schafft.

Beatrix Zurek, Stadtschulrätin
Auch Stadtschulrätin Beatrix Zurek betonte die Relevanz der beruflichen Bildung. Ein Erfolgsgarant sei, dass die wichtigen Akteure an einem Strang ziehen, also Agentur für Arbeit und Jobcenter, Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Regierung von Oberbayern, Staatliches Schulamt, Volkshochschule und das Sozialreferat. Zurek warb für das Lehramt an beruflichen Schulen, wo bereits jetzt 30 Prozent der Stellen nicht passgenau besetzt sind.

Monika Monat, Leiterin Städtische Berufsschule
Lehrkräfte an beruflichen Schulen müssen kreativ, flexibel und wagemutig sein. Dafür erleben sie eine bereichernde Vielfalt in Ihrem Beruf. Auch in der Schülerschaft: An der Städtischen Berufsschule für Fachkräfte in Arzt- und Tierarztpraxen und Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte lernen Schülerinnen und Schüler mit 14 Jahren genauso wie über 40-Jährige.

Prof. Dr. Dieter Euler, Universität St. Gallen
Der Professor vom Lehrstuhl Educational Management kam in seinen Ausführungen “Alles bleibt anders – Herausforderungen an ein berufliches Ausbildungssystem” unter anderem zu dem Schluss, dass eine studienintegrierte Ausbildung, also die Verzahnung zwischen Berufs- und Hochschulbildung, eine Möglichkeit wäre, neuen Zielgruppen Bildungswege zu eröffnen.

Podiumsdiskussion

Auf dem Podium sprachen neben Beatrix Zurek auch Dr. Thomas Kürn von der Industrie- und Handelskammer München und Oberbayern, Christian Gohlisch von der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Anette Farrenkopf vom Jobcenter München und Alexander Lendner vom Personal- und Organisationsreferat der LHM München.

Dr. Thomas Kürn berichtete, dass kleinere und mittlere Unternehmen bereits 30 Prozent ihrer Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen können – und aktuell in Oberbayern 4800 Geflüchtete in Ausbildung seien. „Hätten wir die nicht gehabt, wäre es mit den Abschlüssen deutlich nach unten gerauscht.“

In klassischen Handwerksbetrieben mit durchschnittlich acht Mitarbeitern sehe die Situation laut Christian Gohlisch besser aus. „Die berufliche Bildung im Handwerk ist ein attraktives Angebot.“ Und Anette Farrenkopf sagte, dass trotz Boom noch einiges zu tun sei: „Wir wünschen uns mehr Teilzeitausbildungen“. So könne man verhindern, dass Alleinerziehende in Mini-Jobs verharren.

Auch bei der Landeshauptstadt München jährliche 1000 bis 1200 Nachwuchskräfte für 43 Ausbildungsberufe und Studiengänge gesucht. Alexander Lendner sagt: „Pro Jahr fehlen uns 150 bis 350 Nachwuchskräfte.“ Doch die Stadt ist kreativ, sie wirbt an Schulen und im Internet um ihre Zielgruppe.

Themen der Fachforen im Überblick

Fachforum 1-1
Wie ergeht es jungen Geflüchteten in der dualen Berufsausbildung?
Das Projekt “pass(t)genau” des Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramms (MBQ) unterstützt die Ausbildung von Flüchtlingen in Gastronomie und Hotellerie, Gartenbau und Floristik sowie im Nahrungsmittelhandwerk. Im Fachforum berichtet Referentinnen der Kolping Bildungsagentur über die Erfahrungen und Herausforderungen der Auszubildenden und der Betriebe.

Fachforum 1-2
Berufschancen für „Chancenlose“ – die Berufsbezogene Jugendhilfe München (BBJH)
Die Münchner BBJH bietet jungen Menschen ohne Ausbildung eine Chance, beruflich und persönlich ihren Weg zu gehen. Häufig haben die Jugendlichen mit Schulproblemen, Armut, Wohnungslosigkeit oder Benachteiligungen zu kämpfen. Im Fachforum stellen BBJH-Einrichtungen, das Zentrum IBZ-Jugend und das Stadtjugendamt die Hilfsangebote und den breiten Förderkosmos der Münchner BBJH vor. 

Fachforum 1-3
Jugendberufsagenturen am Beispiel JIBB München – Unterstützung Hand in Hand
Die erweiterte Jugendberufsagentur in München, „JIBB“ (Jugendliche in Bildung und Beruf) bietet jungen Menschen unter 25 Jahren niedrigschwellige Informations- und Beratungsangebote zu Berufsbildung und Berufseinstieg. Im Fachforum stellen das JIBB und die Agentur für Arbeit das Selbstverständnis, die Standards und die „Leitlinien für die Zusammenarbeit“ des Beratungsverbunds vor.

Fachforum 1-4
Textoptimierung als Möglichkeit zur Sprachförderung. Einfache Sprache an Beruflichen Schulen
Im Unterricht und in Prüfungen helfen verständliche Texte dabei, Sprachbarrieren abzubauen. Im Fachforum zeigt das Institut für Textoptmierung, wie Sie schwierige Sachverhalte in „Einfacher Sprache“ transformieren. Mit der Münchner Handelskammer wird diskutiert, wie die Textoptimierung für Prüfungen noch weiter ausgebaut werden kann.

Fachforum 1-5
Neue Wege in der Fachkräftegewinnung – Imagekampagnen des Referats für Bildung uns Sport
Berufliche Schulen und Kindertageseinrichtungen haben gleichermaßen Schwierigkeiten, Fachpersonal zu gewinnen. Zwei Imagekampagnen des Referats für Bildung und Sport machen daher die gesellschaftliche Bedeutung der pädagogischen Berufe in der Öffentlichkeit sichtbar – und erhöhen so deren Attraktivität. Nach der Vorstellung des Kampagnenkonzepts besteht im Fachforum die Möglichkeit zum Austausch.

Fachforum 1-6
Verzahnung beruflicher und akademischer Bildung
Eine Reihe von neuen Projekten und Initiativen wollen Berufs- und Hochschulbildung besser verzahnen. Ziel ist es, eine größere Durchlässigkeit zwischen den institutionell separierten Sphären zu schaffen – und so Schulabsolventen attraktive Alternativen zwischen Berufsausbildung und Studium zu bieten. Prof. Dr. Dieter Euler von der Universität St. Gallen beleuchtet im Fachforum diese Ansätze und ihre Chancen.

Fachforum 2-1
Neue Wege bei der Gewinnung von Lehrkräften an den beruflichen Schulen
Den beruflichen Schulen mangelt es chronisch an Lehrkräften, besonders im technischen Bereich. Im Forum wurde daher diskutiert, wie das Berufsbild attraktiver gestaltet werden kann. Eine bessere Bezahlung, vor allem während des Referendariats, sowie eine Senkung der Pflichtstundenzahl wurden als wichtige Rahmenbedingungen identifiziert. Auch das Image in der Öffentlichkeit soll gestärkt werden.

Fachforum 2-2
Assistierte Ausbildung (AsA) – ein Instrument für die Zukunft?
Die Assistierte Ausbildung (AsA) ist eine individuelle Hilfe für benachteiligte Jugendliche, die auch die Ausbildungsbetriebe bei administrativen Aufgaben unterstützt. Die AsA kann bereits im Vorfeld einer Ausbildung als Vorbereitungsphase anlaufen und bei der Berufsorientierung und der Stellensuche unterstützen. Damit greift die AsA früher und umfassender als bereits bestehende Hilfsangebote.

Fachforum 2-3
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) an beruflichen Schulen: Von der Theorie zur Praxis
Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) wird in Zeiten von Klimawandel, Globalisierung, Migration und Artensterben immer wichtiger. Doch was genau ist BNE? Wie können Bildungseinrichtungen die Methoden konkret einsetzen? Nach einem theoretischen Einstieg stellten Akteure aus der Praxis ihre Projekte vor und zeigten, wie BNE an beruflichen Schulen gelebt werden kann.

Fachforum 2-4
Ausbildung 4.0
Die Digitalisierung führt auch in der Ausbildung zu grundlegenden Transformationen. Von Auszubildenden werden immer mehr Kompetenzen erwartet. Gleichzeitig entfernen sich die Arbeitsaufgaben im Betrieb immer stärker von den klassischen Ausbildungsberufen. Damit die duale Ausbildung auf dem aktuellen Stand bleibt, ist ein enger Austausch zwischen Unternehmen und Akteuren der beruflichen Bildung essentiell. Dazu gehört auch ein flankierendes Fortbildungsprogramm für Lehrkräfte.

Fachforum 2-5
Klischeefrei: Geschlechts(un)typische Berufswahl
Typische Frauenberufe, typische Männerberufe: Mädchen und Jungen orientieren nach wie vor häufig geschlechterspezifisch auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Dabei sollten junge Menschen Berufe finden, die zu ihren persönlichen Interessen und Stärken passen – frei von Stereotypen. Wie kann man junge Menschen diesbezüglich optimal fördern? Fachkräfte gaben Anregungen für die Praxis und hinterfragten den Status Quo mit Blick auf Geschlechtergerechtigkeit und Fachkräftesicherung.

Fachforum 2-6
OptiPrax – ein zukunftsweisendes Modell für die Erzieherausbildung
Um weitere Zielgruppen für den Beruf der anerkannten Erzieherin / des anerkannten Erziehers zu erschließen, geht die Stadt München neue Wege: In der dreijährigen „Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen – OptiPrax“ wechselns sich theoretische Lerninhalte und Praxisinhalte ab. Für die Praxiszeiten wird eine Vergütung gezahlt, wodurch das Berufsbild attraktiver wird. Optiprax wird seit der Einführung 2016 an sechs Münchner Fachakademien angeboten. Im Forum wurde das Modell vorgestellt und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für Einrichtungen und Träger diskutiert.

Präsentationen zum Download

Fachforum 1-1 (PDF, 449 KB)

Fachforum 1-2 (PDF, 353 KB)

Fachforum 1-3 (PDF, 467 KB)

Fachforum 1-4 | Teil 1 (PDF, 733 KB)

Fachforum 1-4 | Teil 2 (PDF, 1 MB)

Fachforum 1-5 (PDF, 3 MB)

Fachforum 1-6 (PDF, 988 KB)

Fachforum 2-1 | Teil 1 (PDF, 2 MB)

Fachforum 2-1 | Teil 2 (PDF, 514 KB)

Fachforum 2-1 | Teil 3 (PDF, 1 MB)

Fachforum 2-1 | Teil 4 (PDF, 389 KB)

Fachforum 2-2 (PDF, 596 KB)

Fachforum 2-4 (PDF, 1 MB)

Fachforum 2-6 (PDF, 307 KB)

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